4/29/2009

Die Küche des 21. Jahrhunderts



Von Luft und Liebe leben?
In Paris beschränkt man sich auf kalorienfreie Luft – und damit der Dame trotzdem nichts fehlt, schmeckt die Luft nach Schokolade.

Die neue gustative Sensation, die es ab heute, 29. April, im Pariser LaboShop zu kaufen gibt und dann auch auf Welttournee geht, heißt „Le Whif“ und ist ein Geschmacks-Inhalator. Entwickelt wurde der kleine Taschen-Inhalator, der sechs bis acht Genuss-Momente in sich trägt, von den Experten David Edwards und Thierry Marx – der eine der Laborinhaber, der andere Grand Chef im Relais & Château de Cordeillan-Bages in Pauillac, das mit zwei Sternen im Guide Michelin ausgezeichnet wurde.

Und so funktioniert das emotionale Erlebnis:
1. Den Whif zwischen die Lippen nehmen
2. Einatmen: Kakao-Mikropartikel strömen in den Mund und verteilen sich am Gaumen und auf der Zunge
3. Die vergängliche, intensiv schokoladige Explosion genießen


Nicht nur mir kann der Inhalator durchaus gefallen, wenn er hält was er verspricht. Auch meine derzeitigen Landsleute sind sehr kalorienbewusst: Laut einer Studie, die im April vom Institut national d’études démographiques (Ined)* veröffentlicht wurde, sind die Franzosen im Vergleich zu den europäischen Mitbürgern die „dünnsten“ – und zur gleichen Zeit die unzufriedensten mit ihrem Gewicht. Schätzen sich viel mehr Frauen in Spanien, Portugal und Großbritannien als schlank oder zu dünn ein, obwohl sie es gar nicht sind, halten sich die Französinnen verhältnismäßig öfter für zu dick.
In Europa liegt der durchschnittliche BMI Wert (Body Mass Index: Gewicht geteilt durch Größe im Quadrat) der Frauen bei 24,5 und bei den Männern sind es 25,5. In Frankreich sind die Werte 23,2 und 24,6. Stellt man dann noch die Briten daneben: Frauen 26,2 und Männer 26.

Frankreich ist das Land in Europa, in dem das Untergewicht** ein besonders hoher Wert zugemessen wird.
Mehr noch würden mich allerdings die Zahlen interessieren, die sich nur auf die Pariser Bevölkerung beziehen.

Also, Schluss mit Messer und Gabel und ran an den Geschmacks-Inhalator!


*Die Studie wurde von Thibaut de Saint Pol vom Laboratoire de sociologie quantitative de l'Insee und dem Observatoire sociologique du changement (Sciences Po) herausgegeben.

** Untergewicht beginnt bei einem BMI von 18,5, bei einem BMI zwischen 25 und 30 spricht man von Übergewicht und ab BMI 30 beginnt die Fettleibigkeit.

4/28/2009

Sinnvolle Kunst?


Muss ein Kunstwerk einen Sinn haben bzw. Sinn in einem gewissen Kontext ergeben?
Ein Aspekt, der schon zahlreiche Male Anlass einer Diskussion mit meinem Mitbewohner wurde.

Im gleichen Zuge haben wir darüber disputiert, ob Galerien mit der Angabe oder der Nicht-Angabe von gewissen Informationen zu einem Künstler die Interpretationsweise des Betrachters lenken wollen. Auf dieses Thema sind wir nach meinem Besuch der Daniel Templon Galerie gekommen, in der ich mir die Werke von Oda Jaune angesehen hatte. Durch mein Vorwissen über ihr Leben und das des Künstlers Jörg Immendorf, fand ich meine Sicht der Dinge bezüglich der Werke sehr naheliegend.
In der Galerie selbst wurde jedoch in keinem der Informationstexte die Ehe und gemeinsame Zeit der beiden Künstler erwähnt. Einerseits verständlich, da es hier um die Künstlerin Oda Jaune und nicht um ihren verstorbenen Ehemann und Professor ging, andererseits waren Hintergrundinformationen über ihr Leben für mich in diesem Fall wichtig.

Ich weiß es nicht. Braucht man Informationen, um ein Kunstwerk "verstehen" zu können? Muss Kunst Sinn machen?

Vielleicht komme ich heute Abend zu mehr Klarheit oder zumindest sinnvollen Denkanstößen, nachdem ich mir die Diskussion zu diesem Thema im Grand Palais angehört habe (siehe Einladung oben).

4/22/2009

Vanité Nº 13





Gestern hat wieder einmal die Kunst einen öffentlichen Ort inmitten der Großstadt verzaubert. Einen Abend lang war das Rathaus des 10. Arrondissements kein Ort des Rechts mehr, sondern eine große Manege, in der mehr als 10 Künstler zur gleichen Zeit eine farben-, klang- und bewegungsfrohe Performance gezeigt haben: "Vanité Nº13, Munificence", ein Spiel mit der Einbildung.

Die Performance/Installation wurde vom Plastiker Luis Pasina entwickelt und in Zusammenarbeit mit Ton- und Videokünstlern sowie Tänzern einmalig aufgeführt. Die reine Installation ist noch bis zum 15. Mai im Rathaus zu sehen. Luis Pastina leitet das in Paris einzigartige Kulturzentrum Théâtre de verre, das für seine Latino-Tanzabende und alternativen Konzerte bekannt ist (und in dem ich mich demnächst dank meines argentinischen Mitbewohners zu einem Tangokurs trauen werde?).

Ich fand die Bespielung schön und noch schöner, da dieses Rathaus eines meiner Lieblingsbauten in Paris ist und es schon allein eine gewisse Magie ausstrahlt...


Vanité n°13, Munificence est une installation/performance plastique, visuelle et sonore dirigée et conçue par le plasticien Luis Pasina.
Cette œuvre sur le thème des vanités a orné hier soir le hall de la mairie du Xème arrondissement de Paris. L’installation/exposition se tiendra encore jusqu'au 15 mai.

4/20/2009

Coco vor CHANEL



Coco Chanel, geboren 1883, ist eine Heldin der Frauenbewegung, der Archetyp einer Frau, die sich aus eigener Kraft durch Talent, Intuition und geschicktes Networking eine glänzende Karriere aufbaute. Fast vierzig Jahre nach ihrem Tod wirkt sie so radikal und modern wie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Sie schaffte es als erste Frau an die Spitze der Modebranche, befreite das weibliche Geschlecht von der eingeschnürten Taille, ersetzte die überladenen Kopfbedeckungen ihrer Epoche durch schlichte Strohhüte und führte ein wildes Privatleben. Chanel war frei, unabhängig und mutig. Sie kam aus dem Nichts und starb als Ikone. [...]

Was ist das Geheimnis dieser Frau? Wie schaffte sie es nach oben, wer prägte sie? Die Regisseurin Anne Fontaine hat Antworten auf diese Fragen gesucht. Ihr Film Coco avant Chanel mit Audrey Tautou, der in Frankreich jetzt (und in Deutschland im Sommer) ins Kino kommt, widmet sich den unbekannten Entwicklungsjahren von Gabrielle "Coco" Chanel: ihrer armseligen Kindheit und den Jahren zwischen 20 und 30. (weiterlesen in der ZEITonline)

...Ich freue mich schon sehr auf diesem Film!

4/15/2009

Birthday Party




Ich werde also positive Emotionen dank Musik ausschütten anstatt Steine zu werfen...

Herzlichen Glückwunsch Smallville!

...Erst muss ich allerdings gesund werden. Ich eifere zur Zeit meinem doppelten Lottchen nach und kämpfe gegen kranke Nieren.
Où es-tu? Tu me manques!

4/07/2009

Die ersten Schritte sind wertlos,
wenn der Weg nicht zu Ende gegangen wird.


Parminder Singh

4/05/2009

transdisziplinär, multikulturell, dysfunktional

Dieses Wochenende: das internationale Kunstfestival EXIT im Maison des Arts in Creteil.

Besonders beeindruckt haben mich die Performance "Bleu Remix" von Yann Marussich und die moderne Tanzperformance "Hell on earth" der argentinischen Chorégraphin Constanza Macras, bevor der Abend der Labels Kill the dj begann.



In seiner mit Medizinern erarbeiteten Live Performance "Bleu Remix" sitzt Marussich regungslos in einem Glaskasten. Nach und nach treten seine blau gefärbten Körperflüssigkeiten aus – blaue Tränen, Flüssigkeit aus Mund und Nase und schließlich dringen kleine Tröfpchen aus allen seinen Hautporen – bis diese seinen Körper fast gänzlich bedecken.
Die musikalische Darstellung der Körpergeräusche Marussichs übernahm Dj Chloé an diesem Abend.

Yann Marussich ist ein Künstler, der seinen Körper in seinen Kunstperformances zu etwas Surrealen in den Augen der Betrachter macht. Der ehemalige Tänzer spielt mit den Themen Innen – Außen, Unbewusst – Bewusst.
Marussich lässt den Menschen ebenfalls zu einem Gegenstand in der heutigen Welt der digitalen Technologien werden und zeigt, wie der Körper einzig als Medium wahrgenommen werden kann.

Sieht man sich die Mediengeschichte an, so wurden Medien in den 60er Jahren von Theoretikern wie Marshall McLuhan erst einmal als Erweiterungen des Körpers gesehen, die das menschliche Handeln ersetzen oder optimieren: Fernsehen als Verlängerung der Augen, Telefonieren als Verlängerung der Ohren etc. Sein Medienbegriff war allerdings sehr weit gefasst, so dass fast alle Gegenstände mediale Eigenschaften beinhalteten. Den Computer, wie wir ihn heute kennen, gab es damals natürlich noch nicht. Marussich arbeitet als Künstler ebenfalls mit dem Körper als zentrales Objekt, von dem er immer ausgeht. Für seine Arbeiten sucht er sich dann weitere nötige Medien, niemals aber in anderer Richtung.



Die gleichzeitig zum Denken anregende wie mitreißende Tanzvorführung "Hell on Earth", getanzt von Berliner Jugendlichen, handelt von den Erfahrungen, Gefühlen und Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und dem Leben in einer fremden Kultur.



Der Kill the dj Abend mit:
- Jennifer Gentle
- Krikor, Akustik-Performance mit sechs Musikern
- Penelope Edmund
- Discodeine
Und dann ab ins Rex für die Nacht mit Chloé und André Kraml.

Fazit: Bonheur!

4/02/2009

L'art de la rue


Öffentliche Plätze, Straßen oder Wohnsiedlungen waren schon immer die Orte, an denen sich Kreative aller Arten gezeigt oder verewigt haben. Seit geraumer Zeit sprechen wir aber über den die Designer inspirierenden Streetstyle in der Mode oder nennen Graffiti nicht mehr Schmiererei sondern Street Art.
Auf der diesjährigen Kunstmesse ART PARIS neben dem Comic ein weiterer Schwerpunkt, wurden zahlreiche Werke von Street Art-Künstlern gegenübergestellt und an einer weiteren Wand konnte man die Entstehung unterschiedlicher Werke miterleben.

Weiter geht es jetzt im Grand Palais: Dort kann man noch bis Ende April circa 300 großformatige Street Art-Kunstwerke unterschiedlicher Stile und Generationen betrachten und sich mit dem künstlerischen Wert auseinandersetzten.

In diesem Zusammenhang empfehle ich die Auseinandersetzung mit Kultur im Sinne der Cultural Studies. Stichwörter: Subkultur, Macht, Medien, Identität.

Bonne journée!