Larry Clark-Wochenende in Paris:
Eröffnung der schon seit Wochen Kontroversen provozierenden Ausstellung "Larry Clark - Kiss the past hello" im Musee d'Art Moderne. Es ist die erste in Frankreich gezeigte Retrospektive des Photografen und Regisseurs, in deren Rahmen mehr als 200 Bilder aus seinen 50 Jahren Schaffenszeit gezeigt werden, darunter viele zum aller ersten Mal.
Aus Angst vor einem juristischen Nachspiel ist Jugendlichen der Zutritt zur Pariser Fotoausstellung verboten.
Titelblatt Liberation, Photo © Courtesy of the artist
"Clarks Bilder zeigen junge Menschen beim Erwachsenwerden und bei der Selbstzerstörung, beim Hantieren mit Drogen und Waffen, beim Rumalbern und Posen, beim Skaten und auch beim Sex: Zum Beispiel einen Jungen und ein Mädchen nackt knutschend, er sichtbar erregt, beider Hände im Einsatz. Das Schwarz-Weiss-Foto des Petting-Pärchens aus dem Jahr 1972 gehört zu den bekanntesten Bildern von Larry Clark - und zu jenen, die jetzt dazu geführt haben, dass die Pariser Ausstellung für Minderjährige verboten ist.
2007 wurde in Frankreich das Jugendschutzgesetz verschärft, darauf beziehen sich heute die, die das "Unter 18"-Verbot für die Larry Clark-Ausstellung befürworten. Kritiker des Verbots dagegen - wie die Fraktion der Grünen im Pariser Stadtparlament - sprechen von "Selbstzensur". Denn vor drei Jahren - als das verschärfte Jugendschutzgesetz auch schon galt - zeigte die "Maison européenne de la Fotografie" in Paris eine Larry Clark-Ausstellung ohne Altersbeschränkung. Und ohne juristische Konsequenzen. Der "ideologische" Kontext habe sich geändert, behauptet der Bürgermeister von Paris.
Damit meint er wohl einerseits die gesteigerte Sensibilität in Bezug auf Kindesmissbrauch und Kinderpornografie. Andererseits aber auch den "ideologischen Kontext", mit dem der Kunstbetrieb in Frankreich seit Jahren zu kämpfen hat. Immer wieder protestieren und prozessieren nämlich Vereine und Bürgerinitiativen aus dem politisch rechtsextremen Lager gegen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst - wie zuletzt gegen Werke von Jeff Koons oder Takeshi Murakami im Schloss von Versailles.
Eine Ausstellung zum Thema Kindheit und Gegenwartskunst, die vor zehn Jahren in Bordeaux gezeigt wurde, hatte ein juristisches Nachspiel, das noch immer nicht zu Ende ist. Ein Kinderschutz-Verein brachte die Kuratoren vor Gericht - Verbreitung von Pornografie und Gefährdung von Kindern und Jugendlichen lautete der Vorwurf. Es ging um Arbeiten so renommierter Künstler wie Nan Goldin, Robert Mapplethorpe oder Ugo Rondinone - sexuell explizite Kunstwerke, auf die aber in der Ausstellung mit entsprechenden Warnschildern hingewiesen und die in gesonderten, für Kinder nicht zugänglichen Bereichen zu sehen waren. Die Kinderschützer zogen trotzdem vor Gericht.
Aus Furcht vor ähnlichen Klagen ist die Pariser Larry Clark-Ausstellung nun Minderjährigen ganz verschlossen."
Quelle: Dradio
1968, © Courtesy of the artist, Luhring Augustine, New York and Simon Lee Gallery, London
Jonathan Velasquez, 2004, © Courtesy of the artist, Luhring Augustine, New York and Simon Lee Gallery, London
Als Sahnehäubchen veranstaltete die Cinémathèque française ein Larry Clark Special, an dem seine Film wie "Kids", "Ken Park" etc. gezeigt wurden.
Ich stand leider nur in der Schlange VOR dem Museum und entschied dann, das Sommerwetter zu nutzen, um mir Skater vorm Palais de Tokyo anzusehen anstatt eineinhalb Stunden zu warten und dann noch eine Stunde für die Ausstellung zu haben. So also ein weiteres Larry Clark-Wochenende ab dem 15.10.!
Musee d'Art Moderne de la Ville de Paris: Larry Clark - Kiss the past hello (8.10.2010 - 2.1.2011)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen