10/21/2007



À la f.i.a.c.
Salut salut,

es ist soviel passiert, dass ich einfach alles um mich herum vergessen habe. Dann habe ich auch noch mein code für diese Seite vergessen, malheureusement. Jetzt geht's aber wieder weiter oder besser gesagt los.
Weil es heute aber auch schon viel zu spät ist, gibt es einfach nochmal eine "alte" Einleitung (weiter unten).

Heute war es mal wieder wunderbar in Paris, die Sonne schien, es war kalt und ich habe mir an diesem schönen Tag die Oeuvre der f.i.a.c im Grand Palais und im Cour Carrée du Louvre angesehen. D'art contemporain et moderne. Quelle inspiration!



jetzt bin ich fast drei Wochen in Paris.
Langsam wird das Leben etwas angenehmer, wenn auch nicht weniger chaotisch. Ich habe mich daran gewöhnt, dass hier alles anders ist und die Tage verfliegen, ohne dass man es merkt – manchmal mag es daran liegen, dass ich so übermüdet bin.

Obwohl ich Rundmails verabscheue und solche immer lösche, werde ich jetzt noch einmal für alle meine ersten Ereignisse kurz zusammenfasssen – damit auch keiner denkt, ich hatte hier nur Spaß! Dies wird dann aber auch
voraussichtlich die letzte Mail sein.
Ich habe leider immer noch kein Internet und gehe immer zum Centre Pompidou, um mich dort ins Wifi einzuloggen. Deshalb konnte ich bislang nur eine Mail an die Adressen schicken, die ich im Kopf hatte.

Meine Ankunft in Paris war nach einer schlaflosen Nacht im unbequemen Nachtzug der Bahn sehr schön und ich habe mich sehr auf meine kleine Wohnung gefreut, die ich einige Wochen zuvor gemietet hatte. Ich wollte mich am ersten Tag entspannen und die Gegend etwas erkunden. Leider wurde mein Plan durchkreuzt und ich verbrachte den ersten Tag mit Sack und Pack bei der Polizei. Mein angeblicher Vermieter hatte die Wohnung an mindestens sechs andere Leute vermietet, von allen die Miete und Kaution eingesackt und macht sich damit jetzt ein schönes Leben. Herzlich Willkommen in Paris!
Die Freundlichkeit der Franzosen bekam ich also gleich zu spüren, selbst die Polizei war nur mäßig hilfreich und ließen mich nicht einmal telefonieren oder wenigstens etwas Strom ziehen, denn mein Akku war zu alledem auch noch leer.
So war ich an meinem ersten Tag in Paris ziemlich orientierungslos, wusste nicht einmal, wie ich eine Toilette mit meinem 30Kg-Koffer, Notebook, und Handgepäck benutzen sollte. Zudem war es viel zu warm und ich hatte meinen Mantel an. Um noch einmal den Ausnahmezustand für mich zu verdeutlichen: Mir war alles so egal und ich fühlte eine Mischung aus Wut, Entsetzen, Müdigkeit und Orientierungslosigkeit, dass ich sogar auf offener Straße zwischen den ganzen Touristen pennermäßig in meinem Koffer wühlte und mich sodann daraufsetzte und flennte. Welch ein Bild...
Freundlicherweise nahm mich eine ehemalige Kollegin, die mit ihrem Mann in Paris lebt, bei sich auf und nach Vino in der Sonne an der Seine hatte ich den ersten Schreck überwunden.

Komischerweise hat Paris etwas an sich, dass man die schlimmen Sachen immer wieder vergisst, wenn man merkt, wie schön es hier ist.

Denise, meine Komillitonin und Freundin, kam zwei Tag später und wir setzten zusammen die Suche fort. Alle „Geheimtipps“, Immobilienzeitungen und -Annoncen, gratis Annoncenblätter wurden abgeklappert und durchsucht – und die Ansprüche immer weiter reduziert. Spätestens als ich ein Studio unter dem Dach eines Hauses besichtigte, dass etwa 10qm groß war, kein Fenster hatte und die Toilette auf dem Gang für alle mind. 20 Studios war (Preis, all inkl. 670 Euro), fingen wir an, zusammen nach Wohnungen zu suchen. Denise und ich wollten eigentlich allein oder in WGs wohnen, um mehr in Kontakt mit der Sprache zu sein, jedoch sind die Chance auf eine größere Wohung hier größer.
Nach noch zwei Nächten bei Tina zogen wir erstmal in ein appartement de vacances, 13qm inklusive Küche und Badezimmer – d.h. eigentlich nur ein Bett und der Rest war wie in einem großen Schrank. Witzigerweise gewöhnten wir uns so schnell an das „Loch“, die fehlende Privatsphäre und jeglichen Luxus, dass ich sogar überlegte, es für immer zu mieten. Vielleicht lag es an der roten Lampe, die immer eine so warme Stimmung erzeugte – leider konnte ich sie nicht entwenden bei unserem Auszug ( die kleinen orientalischen Kerzenlichter, die wir, aufgrund fehlender anderweitiger Möglichkeiten, als Kaffeebecher benutzten, MUSSTEN wir mitnehmen). Kurz und gut: Wir wohnten 9 Tage in dem kleinen App. und sahen uns unzählige Wohnungen an. Unsere Eltern wurden nur zwischendurch immer wieder informiert, dass wir mehr und mehr Geld investieren müssten. Dann zogen wir noch in ein Hotel, das wirklich herzergreifend war. Die etwa 80 Jahre alte Besitzerin nannte uns immer „mes enfants“ und sagte, wir sollen uns nicht beunruhigen.

Das überaus nette an den Franzosen ist, dass sie immer freundlich sind, auch wenn sie etwas Gegenteiliges denken oder dir die Wohnung eh nicht geben wollen. Auch in der Uni ist es nicht leicht, eine gültige Aussage zu finden. Wir sind auch bis heute nicht richtig eingeschrieben und rennen nur immer hin und her. Das einzige, das klar ist: Der Sprachtest hat ergeben, dass wir zu gut für einen Sprachkurs sind!

Weitere Hindernisse: Man bekommt keine Wohnung ohne elterliche Garantie – die Eltern müssen jedoch Franzosen sein, kein Bankkonto ohne Wohnung, die Vermieter wollen jedoch einen französischen Scheck für Kaution und Miete, Studenten über 26 haben hier keinen wirklichen Studenten-Status mehr, d.h. kaum Vergünstigungen und keine Wohnungsvermittlung etc., das deutsche Konto wird gesperrt, wenn man seine Geheimzahl einmal falsch eingegeben hat (so war es bei Denise), und und und.

Jetzt, finalement, wurde uns eine Wohnung vermittelt, die, man kann es wirklich sagen, ein Traum ist. Nicht groß für zwei Personen, aber schön! In einer Gegend, die belebt, zur einen Seite etwas schabbelig, migrantenlastig (schwarz und Inder), zur anderen Seite stylisch ist. So etwa die Gegend, in die ich immer ziehen wollte. Wer will schon den Eiffelturm vor der Nase haben. Es ist die Wohnung einer jungen Architektin mit einem ausgezeichneten Geschmack (einen besonderen Gruß an die angehenden Architekten unter euch, deren Stil ich z.T. ja auch sehr mag). Als wir hier hinein gekommen sind, haben wir, ohne auch über Konditionen zu sprechen, sofort zugesagt: double cool! Und Denise und ich sprechen jetzt (fast) ausschließlich franz. miteinander...

Man könnte noch viel viel mehr erzählen, schreiben und berichten. Jetzt reicht’s aber. Ab jetzt wird Paris von Tag zu Tag schöner. Manchmal denke ich, ich bin schon sehr lange hier und bin manchmal fast traurig, wieder weg zu müssen. Allein wegen dem Centre Pompidou, dem Rosenduft in den stickigen Metro-Tunneln und der Mischung aus Pennern, Ausländern, Luxus und Schrott. Hier liegt alles sehr nah beieinander!