7/22/2009

They don't listen to me

I talk to the trees? Ich glaube, damit werde ich bald anfangen.

Nun wohne ich seit annähernd zehn Monaten in Paris, arbeite und kommuniziere hier. Wenn ich den Tag über allein bin, denke ich zwar auf Deutsch und bei so manchem schriftlichem Verkehr sehe ich schnell mal eine Vokabel nach, aber sobald ich den Mund aufmache, kommen die Sätze auf Französisch heraus.
Das hört sich schön und gut an, ist aber in Wirklichkeit sehr viel schwerer: Es kommt ja schließlich beim Sprechen auf den Inhalt an und nicht nur die Tatsache, dass man sprechen kann.

Im Alltag sieht es dann so aus,
- dass mehrere Franzosen brabbeln und DU daneben stehst als hättest du nichts beizutragen. Dass du außer minimalen Kommentaren und Gesten noch nicht schnell genug Inhaltliches einwerfen kannst, weiß ja keiner!
- dass du etwas fragst und eine völlig andersartige Antwort erhältst. Das mag dann daran liegen, dass du dich zu kompliziert ausgedrückt hast oder einfach ein falsches Wort benutzt hast. Natürlich bist in diesem Fall du derjenige, der den Fehler bei sich sucht.
- dass der höfliche Franzose, sobald er deinen Akzent hört, anfängt, auf Englisch mit dir zu sprechen. Leider ist das meist unverständlich und höchst unbefriedigend dazu, wenn du dann noch wie ein Tourist behandelt wirst...
- dass du als humorlos und schüchtern abgestempelt wirst, weil du die Witze nicht verstehst und meistens nur über deine eigenen lachst - die du jedoch niemals so auf Französisch erzählen kannst, dass sie für den Franzosen lustig sind.
- dass auch Körpersprache in Frankreich bzw. Paris ganz anders interpretiert wird. Siehst du jemanden freundlich an, nimmt er das persönlich. Willst du dich dann aber nicht unterhalten oder reagierst auf die Kontaktaufnahme nicht, wirst du manchmal sogar angeschimpft.
- dass dir in Bewerbungsgesprächen von Personalern unterstellt wird, etwas anderes sagen zu wollen ... und dir im Endeffekt ein Defizit hinsichtlich der Sprache attestiert wird! Merci dafür!

Resultat: Besonders in den letzten Wochen habe ich das Gefühl, ich verkümmere intellektuell aufgrund von mangelndem tiefgründigem Austausch!
Wo soll man mit den Gedanken hin, wenn sie den Kopf nicht verlassen können?
Fühlen sich so auch Kinder mit reduziertem Wortschatz?

Rede ich mit den Bäumen kann ich mir wenigstens einbilden, dass man mich deshalb nicht ernst nimmt...

Sie verstehen mich.



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8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Salut chérie,
hab noch ein bisschen Geduld- bald schicke ich dir unseren Gleichgesinnten. Dann sieht die Welt wieder ganz anders aus...

Bisous

mademoiselle hat gesagt…

Die Geduld und Gelassenheit der Franzosen habe ich glücklicherweise schon übernommen. Eigentlich mag ich sie ja auch, so anders sie auch kommunizieren...

Auf den Neuling freue ich mich schon sehr!

Bisous

Anonym hat gesagt…

Das hört sich sehr melancholisch an, würde dir jetzt gerne ein paar Worte auf Französisch schreiben, aber mit meinem Schulfranzösisch komme ich da nicht weit und so spontan fallen mir noch nicht einmal die einfachtsen Wörter ein. Bin mir sicher, dass du dein Leben in der Ferne in einer traumhaften Stadt wunderbar meisterst.

Ganz liebe Grüße,
Katharina

mademoiselle hat gesagt…

Salut Katharina.

Ja, manchmal werde ich ein bisschen melancholisch und denke darüber nach, was ich hier so erreiche in Hinblick auf meine Lebensziele...
Bei meiner derzeitigen Arbeitssuche werde ich sehr oft mit Problemen konfrontiert, die ich zuvor nicht gesehen habe - besonders die Sprache gehört dazu.
Manchmal ist es jedoch auch ganz gut, nur die Hälfte zu verstehen: Gestern habe ich z.B. Innereien im Restaurant probiert, da ich das französische Wort dafür nicht kannte. Hätte ich vorher gewusst, was man mir empfohlen hat...

Aber ich bin immer noch glücklich in Paris, habe schon so viel gelernt und habe Freunde gefunden, die mir helfen und mich verstehen (auf jeden Fall tun sie so...).

Ganz liebe Grüße auch zu dir!
Schön, von dir zu lesen.

Anonym hat gesagt…

mademoiselle,
so geht es allen Auswanderern! Sei froh, das du obtisch nicht als Ausländerin erkennbar bist.
Was sollen erst die vielen farbigen oder südländischen Menschen sagen, die teilweise schon mehrere Generationen hier (oder in Frankreich) leben.
Die gleichen Probleme hatten auch viele Intellektuelle die in der
Nazizeit ins Ausland gingen, gibt genug Bücher darüber.
Also, das ist kein Einzelproblem sondern tritt mal früher mal später bei allen Heimatfernen ein.
Schon in Bayern fängt das an.

Anonym hat gesagt…

Hast du sonst keine Probleme?

mademoiselle hat gesagt…

Ich sehe das "Kommunikations-Problem" als ein grundlegendes und entscheidendes an, auf dem sich andere aufbauen. Deshalb kann ich auf die Frage, ob ich sonst keine Probleme habe, schlicht und einfach antworten: Doch!

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website mademoiselle-paris.blogspot.com Links tauschen